Summendes Plädoyer für heimische Pflanzenarten und Insekten
Spätestens jetzt lockt das warme, sonnige Wetter Gärtnerinnen und Gärtner hinaus in ihr Paradies. Doch nicht nur der Mensch wird von den frischgrünen Trieben und Blüten angezogen, sondern auch blattsaugende und -fressende Winzlinge – oft zu Unrecht als Ungeziefer bzw. Schädling bezeichnet und entsprechend bekämpft.
Viele Pflanzenarten aus fernen Ländern und moderne Züchtungen weisen selten einen solchen unerwünschten Befall auf. Ihre oft gefüllten Blüten wirken als Pollenbarriere für Bestäuber-Insekten und sind befalls- und krankheitsrobuster als heimische Arten. Das sollte den Wunsch nach einem pflegeleichten Garten erfüllen.
Doch der Preis für diese Entwicklung ist sehr hoch. Der starke Rückgang der Artenvielfalt und auch der Zahl der Individuen ist inzwischen überall ersichtlich. Die Fläche aller Privatgärten in Deutschland ist höher als die Fläche der Naturschutzgebiete in unserem Land. So üben Gärtnerinnen und Gärtner durch ihr Handeln und Tun sowie ihre Pflanzenauswahl großen Einfluss auf die Biodiversität (Artenreichtum) aus.
Seit Urzeiten haben sich Pflanzen und Tiere durch ihr Zusammenleben wechselseitig sowie an ihre Umgebung angepasst. Für ihre jeweiligen Lebenskreisläufe sind sie aufeinander angewiesen sowie voneinander abhängig. Viele unserer Insekten sind auf nur eine Pflanzenart spezialisiert. Spezialisten kann man oft bereits einfach an ihren Namen erkennen, wie z. B. Efeu-Seidenbiene, Wiesenknopf-Ameisenbläuling und Königskerzenmönch. Der hohe Spezialisierungsgrad wird ihnen oft zum Verderben, wenn in diesem engen Zusammenspiel nur ein einziges Puzzlesteinchen wegbricht.
Mit den Blattläusen verhält es sich ähnlich. Fast jede Pflanzenart besitzt auf sie spezialisierte Blattläuse. Es dauert nicht lange und die Gegenspieler der Blattläuse finden sich ein. Der Marienkäfer ernährt sich bevorzugt von den Blattlauslarven. Und gerade jetzt, während der Brutzeit vieler Vögel, muss der Tisch reich gedeckt sein, um die hungrigen Vogelkinder zu ernähren. Auch Ameisen sind auf Blattläuse angewiesen. Sie melken sie. Über das rege Treiben der Ameisen vermehrt sich wiederum der Gundermann, der sie mit einem nährstoffreichen Samenanhängsel anlockt. Die Ameisen tragen den Samen von der Mutterpflanze fort in ihren Bau und verbreiten so diese Pflanzenart. Die fleißige Wald- und Gartenpolizei hält das Ökosystem im Gleichgewicht, zersetzt tote Pflanzen und andere Abfälle und trägt zur Humusbildung bei.
Auch unsere Schmetterlinge benötigen für ihre Entwicklung heimische Pflanzen. Hier kommt es aber nicht nur auf nektarspendende Blühpflanzen an, sondern besonders auch auf die räumliche Nähe von Raupenfutterpflanzen, wie bspw. Klee, Wicken, Kohlpflanzen, Gräser, Kräuter und Brennnesseln.
Fallen die Nahrungspflanzen weg, hat das fatale Folgen für das ganze ökologische Gefüge.
Exotische Pflanzen leisten diesen Beitrag zum Leben in unseren Gärten nur unzureichend. Eine große, unverzichtbare Rolle spielen die Exoten an ihrem natürlichen Standort – dort, wo sie herkommen. Werden diese nicht heimischen Arten bei uns in großem Umfang angepflanzt, besteht die Gefahr, dass sie invasiv werden und heimische Pflanzenarten verdrängen, gerade weil sie meist keine Gegenspieler wie Blattläuse haben (z. B. Kanadische Goldrute, Sommerflieder, Indisches Springkraut).
Ergänzen Sie daher bitte Ihre geliebten Bauerngarten-Pflanzen, wie Pfingstrosen, Stockrosen, Tulpen und Tagetes mit heimischen Pflanzen und lassen Sie auch Wildkräuter zu. Nicht jedes „Unkraut“, nicht jeder Grashalm muss akribisch bekämpft werden, sondern hat meist seinen Nutzen und stört oft auch gar nicht. Jeder Quadratmeter mit heimischen Pflanzenarten zählt. Akzeptieren Sie ein gewisses Maß an Blattläusen und anderen „Schädlingen“ – die Pflanzen können einen überschaubaren Befall vertragen, und es gibt eine Menge Tiere, die darauf angewiesen sind.
Was ist schon ein Garten ohne Flattern, Summen, Krabbeln! Ohne Leben!
Einen schönen Frühling wünscht Ihre Initiative „Der Landkreis Aschaffenburg summt!“
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