Auf der Suche nach Wasserverlusten
Main-Echo Pressespiegel

Auf der Suche nach Wasserverlusten

Versorgung: Was sich nach dem Abbruch der Versuchsbohrungen in Schöllkrippen getan hat
SCHÖLLKRIPPEN  Von un­se­rem Re­dak­teur JO­SEF PÖM­MERLDer Markt Sc­höllkrip­pen hat ein Pro­b­lem: Der Ge­mein­de schwimmt so­zu­sa­gen das Was­ser da­von. Das Was­ser­lei­tungs­netz ist sa­nie­rungs­be­dürf­tig. Gleich­zei­tig muss­te die Su­che nach neu­en Qu­el­len ab­ge­bro­chen wer­den, da kei­ne er­gie­bi­gen ge­fun­den wur­den.
Im Sommer hatte der Marktgemeinderat vor der Entscheidung gestanden, ob die Gemeinde die Probebohrungen fortführen soll oder nicht. Die letzte Bohrung hatte nur eine Schüttung von 1,5 Litern Wasser pro Sekunde ergeben. Damit eine Quelle aber wirtschaftlich ist, wären sechs Liter notwendig. Letztlich entschloss sich der Gemeinderat, die Bohrung nicht weiterzuführen. Dazu hätte man tiefer hinein in den Spessart gemusst. Selbst wenn man dort auf eine ergiebige Quelle gestoßen wäre, wären die Kosten für eine Erschließung ungleich teurer gewesen als an den Stellen, an denen man bisher gebohrt hatte.
Wasserbetriebsgemeinschaft
Stattdessen gehen jetzt Schöllkrippen und vier weitere Gemeinden im oberen Kahlgrund - Kleinkahl, Sommerkahl, Westerngrund und Wiesen - den gemeinsamen Weg. Sie wollen eine Wasserbetriebsgemeinschaft gründen, die sich gegenseitig unterstützt. Dies sei erstaunlich schnell gegangen, so der Schöllkrippener Bürgermeister Marc Babo (CSU). In nur einem Vierteljahr wurde die Gemeinschaft von allen fünf Gemeinderäten positiv beschieden.
Von dieser Betriebsgemeinschaft könnten alle Beteiligten profitieren. »Jeder hat sein eigenes Pfund, das er in die Waage werfen kann«, sagt Babo. So besitzt Schöllkrippen etwa den einzigen Tiefbrunnen, aber auch den einzigen Wassermeister im oberen Kahlgrund. Denn nicht nur mit dem kühlen Nass, auch personell sollen sich die Teilnehmer gegenseitig aushelfen.
Treffen im Februar
Noch ist es allerdings ein weiter Weg bis zur Gründung. Zunächst müsse man sich über die Form der Gemeinschaft einigen - als Zweckverband oder lockere Betriebsgemeinschaft -, wobei Babo den Zweckverband als die zweckmäßigere Form empfindet. Im Februar wollen sich die Bürgermeister zusammensetzen, um über mögliche Fördermittel zu reden. Die Gemeinschaft kann mit etwa 90 000 Euro aus einem Topf zur Förderung interkommunaler Zusammenarbeit rechnen. Dafür müssen die Bürgermeister sehen, wie sie ihr Personal gemeinsam nutzen können und wo die Infrastruktur ergänzt werden muss.
Großen Rohrbruch entdeckt
Die andere Front, um gegen die Wasserknappheit vorzugehen, ist die Reduzierung der Wasserverluste. Noch im alten Jahr wurde bei Schneppenbach ein großer Rohrbruch entdeckt. Täglich 120 Kubikmeter Wasser flossen hier davon, das sind etwa 1000 Badewannen oder doppelt so viel wie der Tagesverbrauch des Ortsteils Hofstädten. Dass das Loch so lange unentdeckt blieb, lag an einem Zufall. Das Wasser floss direkt in eine stillgelegte Sickergrube und von dort in den Kanal.
Das erinnert an einen weiteren Schaden, der im Sommer im Frühlingsweg entdeckt wurde. Auch hier floss das Wasser direkt in einen Abwasserkanal und so blieb der Rohrbruch lange Zeit unentdeckt. »Das waren zwar nur drei Kubikmeter Wasserverlust am Tag, aber auch das sind 3000 Liter«, so Babo.
Suche mit Mikrofonen
Derzeit beträgt der Wasserverlust in Schöllkrippen noch drei bis vier Kubikmeter jede Stunde. Dies deutet auf weitere Rohrbrüche hin. Babo vermutet zum Beispiel, dass man bei der Sanierung der Aschaffenburger Straße, die dieses Jahr beginnen soll, einige lecke Stellen entdecken wird. Der Bürgermeister appelliert auch an die Bevölkerung, verdächtige Stellen zu melden, etwa eine Wiese, die selbst im trockensten Sommer noch grün bleibt. Um Löcher aufzuspüren, hat die Gemeinde zehn Geräuschpegellogger gekauft. Das sind hochempfindliche Mikrofone, mit denen man - vor allem nachts, wenn der Verbrauch geringer ist - horchen kann, wo Wasser in der Leitung rauscht. Das deutet dann auf einen Rohrbruch hin. Der Wasserrohrbruch bei Schneppenbach wurde auf diese Weise gefunden.
Eine weitere Maßnahme ist, dass der Markt Schöllkrippen eine Zustandsprognose seiner Leitungen in Auftrag geben wird. Diese soll zeigen, wo Sanierungen im Leitungs- und Kanalnetz am sinnvollsten sind. Babo: »Wir werden mehr Geld in die Infrastruktur stecken müssen, um den Zustand unserer Wasserleitungen und Kanäle zu kennen.«
Dies auch aufgrund der Tatsache, dass der Gemeinde für Sanierungen weniger Geld zur Verfügung steht. Hat sie früher bei einer Sanierung Straßenausbaubeiträge in bis zu sechsstelliger Höhe erheben können, so bekommt sie heute vom Freistaat nur noch eine generelle Straßenausbaupauschale von 52 000 Euro jährlich. »Damit eine komplette Straße zu sanieren, ist schwierig bis unmöglich«, so Babo.
Zuschuss für Zisternen
Kleinigkeiten können helfen, den Wasserverbrauch zu reduzieren. So hat der Markt jetzt einen öffentlichen Zuschuss für den Bau von Zisternen beschlossen. Für reine Gartenwasserzisternen gibt es 600 Euro, für eine Gebrauchtwasseranlage, bei der das Regenwasser auch für die Toilettenspülung oder die Waschmaschine im Haus genutzt wird, 1500 Euro. Schließlich gelte es, erklärt Marc Babo, »das Wasser als unser wertvollstes Lebensmittel in ausreichendem Maße vorhalten zu können«.

14.01.2021
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