Dem Wirtschaftssterben trotzen
Main-Echo Pressespiegel

Dem Wirtschaftssterben trotzen

Gesellschaft: Was aus der Gastronomie in Wiesen wurde - Wiedereröffnung der »Spessarteinkehr« nach längerer Schließung - Auch am Wiesbüttsee tut sich was
WIESEN  Von un­se­rem Re­dak­teur ALEX­AN­DER BRUCH­LOS Hi­obs­bot­schaf­ten von sch­lie­ßen­den Gast­stät­ten in klei­nen Ge­mein­den gibt es seit Jah­ren. Im­mer wie­der ist im Main-Echo zu le­sen, dass ei­ne tra­di­tio­nel­le Ein­kehr­mög­lich­keit das Hand­tuch ge­wor­fen hat. Beispiele wie die Schließung des Gasthauses Echterspfahl in Weibersbrunn 2020 oder des »Petite Fleur« in Pflaumheim Ende dieses Jahres sind nur zwei Beispiele. Oft fehlt es an Nachfolgern oder treuer Kundschaft, aber auch Corona trübt die Lust der Wirte am Durchhalten in schwierigen Zeiten. Die kleine Spessartgemeinde Wiesen scheint diesen Trend umkehren zu wollen. Ausgerechnet mitten in der Pandemie regt sich in der örtlichen Gaststättenlandschaft neues Leben.
So hat der Wiesener Lothar Herzfeld unlängst die lange geschlossene Wirtschaft »Spessarteinkehr« übernommen. Ende Oktober habe er die Gaststätte wieder eröffnet, die drei Jahre zu war, bestätigt der Wirt im Gespräch mit unserem Medienhaus. Die Gaststätte mit 60 bis 80 Plätzen sei seitdem freitags bis sonntags geöffnet und werde gut angenommen.
Damit verfügt die Gemeinde neben dem bislang einzigen Lokal »Balis Kreuzwirt«, das mit seinem Spektrum von Pizza bis zur indischen Küche weiterhin von Dienstag bis Sonntag das Fähnchen hochhält und außerdem einen Lieferservice bietet, über ein weiteres gastronomisches Standbein an den Wochenenden. Das dürfte nicht nur die Wiesener, sondern auch Ausflügler freuen, die ihre Wanderung mit einem Steak oder gegrillten Hähnchen beenden möchten.
Für Herzfeld sei die »Spessarteinkehr« ein nebenberufliches »Hobby«, wie er sagt. »Mir macht das großen Spaß.« Der 53-Jährige hat schon als Kind Erfahrung in der Gastronomie gesammelt. Seine Eltern betrieben in Neuhütten die »Spessartstube«. Er habe schon in seiner Jugend mit einer Laufbahn als Koch geliebäugelt, doch die Pläne zerschlugen sich. Nach einer Metzger-Ausbildung habe er von ursprünglichen Plänen Abstand nehmen müssen. Stattdessen begann er hauptberuflich die Arbeit in einer Gießerei.
Gastraum erhalten
Nach dem Erwerb der »Spessarteinkehr« ließ Herzfeld zunächst das gesamte Gebäude sanieren und die früheren Gästezimmer zu Wohnungen umbauen. Den Gewölbekeller nutze er für die Lagerung, etwa von Bier. Abgesehen von Details wie neuen Vorhängen erscheint der Gastraum wie früher. Da habe er nicht viel verändert, sagt Herzfeld, aber die Küche sei komplett neu. Als »gutbürgerliche Küche« bezeichnet Herzfeld sein Angebot der Speisekarte. Die Küche leite seine Lebensgefährtin. In der Spessarteinkehr packe die ganze Familie mit an.
Auch andernorts soll in Wiesen die Gastronomie wiederbelebt werden. So soll auch in das seit 2019 geschlossene Lokal am Wiesbüttsee wieder Leben einkehren, berichtet Bürgermeister Willi Fleckenstein. Die Gaststätte werde derzeit von einem neuen Betreiber renoviert und umgebaut, so der Bürgermeister. Im Sommer hatte der Gemeinderat auch für die Bauphase eine Außengastronomie genehmigt: einen größeren Biergarten, der über einen Verpflegungswagen versorgt wird. »Die Gemeinde würde sehr begrüßen, dass hier etwas passiert und der Betreiber die Bewirtung aufnehmen kann«, sagte Bürgermeister Fleckenstein damals.



03.01.2022
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