Ist der Feldhamster zurück?
Main-Echo Pressespiegel

Ist der Feldhamster zurück?

Tiere: Nach einem Fund zwischen Unterwestern und Schneppenbach werden nun die Ackerflächen genauer untersucht
WESTERNGRUND/SCHÖLLKRIPPEN  Von un­se­rem Re­dak­teur MI­CHA­EL MÜL­LERDer Feld­hams­ter steht in Deut­sch­land und in Bay­ern auf der Ro­ten Lis­te ge­fähr­de­ter Tier­ar­ten und ist vom Auss­ter­ben be­droht. Im Kreis Aschaf­fen­burg ist er seit vie­len Jah­ren nicht mehr nach­ge­wie­sen wor­den. Als »kleine Sensation« wird daher der Fund eines toten Feldhamsters zwischen Unterwestern und Schneppenbach bewertet.
Dieser Vorgang ist ein Jahr her, führt aber zu Untersuchungen in diesem Sommer, wie Westerngrunds Bürgermeisterin Brigitte Heim kürzlich im Gemeinderat berichtet hat.
Es war ein Spaziergänger, der an einem Feldweg zwischen Unterwestern uns Schneppenbach den tödlich verletzten Feldhamster gefunden hatte. Der Fund wurde dokumentiert und gemeldet - und er hat einige Reaktionen ausgelöst.
Die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt ist von dem Fund begeistert. »Wir haben es kaum glauben können«, berichtet David Horlemann, Biodiversitätsberater im Landratsamt, im Gespräch mit unserer Redaktion. Die Bürgermeister von Schöllkrippen und Westerngrund, wurden informiert: Der gefundene Kadaver sei zweifelsfrei als Feldhamster identifiziert worden, heißt es in dem Schreiben aus dem Landratsamt. Zitat: »Dieser wurde anscheinend bei Mulcharbeiten am Rande eines Feldweges tödlich verletzt.«
Der Fund hat Konsequenzen. So wurde er unter anderem der Höheren Naturschutzbehörde gemeldet. Die Behörde ist bei der Regierung von Unterfranken angesiedelt und veranlasste 2023 erste Untersuchungen. Dabei wurde in Nähe zum Fundort der Bau eines Feldhamsters entdeckt. Damals sei allerdings die Ernte schon weitestgehend abgeschlossen gewesen, Untersuchungen waren nach Angaben aus dem Landratsamt nur eingeschränkt möglich.
Bald nähere Erkenntnisse
Diesen Sommer aber wird genauer hingeschaut: Die Gemeinden Schöllkrippen und Westerngrund wurden darüber in Kenntnis gesetzt, dass ein Umweltplanungsbüro in mehreren Durchgängen die Ackerflächen kartieren werde. Die Gemeinden sollen dafür Sorge tragen, dass erst im Spätsommer die wenig frequentierten Feldwege gemulcht werden, heißt es in dem Schreiben. David Horlemann geht davon aus, recht bald nähere Erkenntnisse zu haben: »Wir wollen herausfinden, ob es eine Feldhamster-Population gibt, oder ob es sich um Einzeltiere handelt.«
Der Feldhamster sei ursprünglich ein Steppenbewohner, das Tier könne hervorragend graben und lege unterirdisch Kammern an, die mit Röhren verbunden seien. Diese Kammern werden im Spätsommer mit Getreide- und Maiskörnern, mit Hülsenfrüchten und Zuckerrübenschnitzel gefüllt. Das Tier suche Ackerlandschaften mit »tiefgründigen Löss- und Lösslehmböden«, heißt es vom Landesamt für Umwelt. Ein Feldhamster sei ein Einzelgänger, »nur zur Paarungszeit« ließen Weibchen die Männchen in ihren Bau. Auf der Homepage des bayerischen Landesamtes für Umwelt finden sich zudem diese Aussagen:
- Die Besiedlungsdichten des Feldhamsters sind innerhalb der vergangenen Jahrzehnte überall stark zurückgegangen. Auch heute noch nimmt seine Zahl deutlich ab.
- Die ehemaligen Vorkommen am Main von Miltenberg bis Aschaffenburg, in Schwaben und Oberfranken sind nicht mehr existent.
Sollte eine Feldhamster-Population in Westerngrund/Schöllkrippen nachgewiesen werden, wäre diese Aussage des Landesamtes zu aktualisieren.

13.08.2024
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