Neue Nachbarn für Wacholderbüsche
Main-Echo Pressespiegel

Neue Nachbarn für Wacholderbüsche

Natur: Pflanzaktion mit Schulkindern im Westerngründer Wald - Letzter wilder Bestand im Kahlgrund
WESTERNGRUND  Von un­se­rem Re­dak­teur JO­SEF PÖM­MERLLan­ger Zeit war er ein­sam. Der ver­meint­lich letz­te wil­de Wa­chol­der­busch im Kahl­grund, den der frühe­re Förs­ter Theo Rü­ckert vor ei­ni­gen Jah­ren im Wes­tern­grün­der Wald ent­deckt hat­te. Bis der aktuelle Förster Matthias Fellhauer vor etwa vier Wochen einen zweiten Busch fand, nur etwa 150 Meter vom ersten entfernt. Jetzt habe die beiden Wacholderbüsche weitere Nachbarn bekommen: Schulkinder haben am Dienstag in unmittelbarer Nähe des ersten Busches sieben weitere Setzlinge gepflanzt. Theo Rückert hatte diese aus Ablegern von verschiedenen Büschen und Samen groß gezogen. Rund 25 bis 30 Prozent Erfolgsquote habe er dabei gehabt, erzählt er.
Einst weit verbreitet
Wacholder war einst in den heimischen Wäldern bis in die Nachkriegszeit hinein weit verbreitet. Schließlich war so gut wie alles davon nutzbar. Das Holz etwa für Pfeifen, die Äste zum Räuchern und die Beeren zum Kochen oder Brennen. Allerdings wurden die Wälder mangels Waldbeweidung immer dichter und der wilde Wacholder, der viel Licht braucht, daher zu einer Rarität. Sieben Standorte im hessischen und elf im bayerischen Spessart sind heute noch bekannt. Wie sehr der Wacholder auf Licht angewiesen ist, zeigt auch der Wacholderbusch in Westerngrund. Seit Förster Fellhauer drei Bäume in der Umgehung fällen ließ, ist er von etwa Kniehöhe auf jetzt Brusthöhe gewachsen. Dieser ist übrigens ein Männchen.
Beim Wacholder gibt es männliche und weibliche Exemplare. Das männliche stößt im Frühjahr Blütenstaub aus, trägt aber niemals Beeren. An diesen ist dann der weibliche Wacholder zu erkennen. Der zweite, jüngst entdeckte Wacholderstrauch ist weiblich. Bei den nun gepflanzten Exemplaren handelt es sich sowohl um männliche wie weibliche Pflanzen. Bei Setzlingen, die aus Ablegern bereits vorhandener Büsche gezogen wurden, kann man das schon klar sagen, bei den Exemplaren, die aus Samen entstanden sind, lässt sich das erst in etwa zehn Jahren bestimmen, wenn sie dann Beeren tragen oder nicht.
Die Kinder der Klassen 1b, 2b und 3b von der Grundschule in Westerngrund durften den jungen Wacholder pflanzen. Die Kinder waren dafür Feuer und Flamme. Es gab weit mehr Freiwillige als Pflanzen. Die Gemeindearbeiter hatten schon die Vorarbeit geleistet und die Löcher gegraben. In die setzten dann jeweils vier Kinder die Setzlinge, lockerten die Wurzeln und bedeckten sie mit Erde, bevor sie den Strauch ordentlich begossen. Dafür gab es zum Abschluss für jeden eine Brezel von Bürgermeisterin Brigitte Heim.
Die restlichen Arbeiten erledigten dann wieder die Gemeindearbeiter, die den Platz auch umzäunt hatten. Denn das Rehwild nutzt gerne die duftenden Wacholderstämme, um sein Geweih daran zu fegen. Die Tiere haben eben Geschmack.


05.11.2021
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