Vom Bergwerk in den Naschgarten
Main-Echo Pressespiegel

Vom Bergwerk in den Naschgarten

Regionale Allianz: Dieses Jahr 20 Projekte im Rahmen des Regionalbudgets Kahlgrund-Spessart gefördert - Förderschacht rekonstruiert
SCHÖLLKRIPPEN  Von un­se­rem Re­dak­teur JO­SEF PÖM­MERLGut 20 klei­ne­re Pro­jek­te hat die Kom­mu­na­le Al­lianz Kahl­grund-Spess­art in die­sem Jahr ge­för­dert. Mög­lich wur­de dies durch ei­nen För­der­topf in Höhe von 100 000 Eu­ro, der aus Mit­teln der Kom­mu­na­len Al­lianz, des Frei­staats Bay­ern und des Bun­des be­stand. Eigentlich sollten die fertigen Projekte dieser Tage bei einer großen Veranstaltung vorgestellt werden. Doch Corona machte dem einen Strich durch die Rechnung. So wurde aus der groß geplanten Veranstaltung mit 50 Teilnehmern nur eine kleine Exkursion zu zweit. Regionalmanager Christopher Batria stellte unserem Medienhaus seine beiden Lieblingsprojekte vor.
24 Projekte angemeldet
Insgesamt waren 24 Projekte zu dem Regionalbudget »Deine Heimat, dein Projekt #kahlgrundspessart« angemeldet worden. Vier kamen nicht zustande, drei davon fielen der Pandemie zum Opfer, etwa ein Zirkusprojekt an der Grundschule Krombach-Geiselbach. Für die restlichen Projekte mit einem Gesamtvolumen von 172 000 Euro wurden 92 000 Euro an Zuschüssen gewährt.
Als sein Lieblingsprojekt bezeichnet Batria die Rekonstruktion des Förderschachtes, die auf dem Gelände der ehemaligen Kupfergrube Wilhelmine in Sommerkahl entstanden ist. Aus mehreren Gründen ist dieses Projekt für Batria ein Vorzeigeprojekt. Es wurde von einem Verein mit viel Engagement erstellt, zudem besitze die Grube Wilhelmine auch eine große Außenwirkung.
Nach Originalplänen gebaut
Drei Wochen Arbeit haben die Vereinsmitglieder in den Nachbau gesteckt, erzählen Vorsitzender Oliver Pfaff und Wilhelm Völker vom Vorstand des Fördervereins Grube Wilhelmine. Möglich wurde es, weil die beiden eisernen Förderkörbe im Bergwerk gefunden werden konnten. Einer wurde restauriert, der andere im Fundzustand belassen. Nach alten Originalplänen wurde jetzt ein Abschnitt des einst 60 Meter in die Tiefe reichenden Förderschachtes ebenerdig rekonstruiert.
Die Förderanlage bestand einst aus vier nebeneinander liegenden Schächten aus Holz. Zwei Aufzugsschächte für die Förderkörbe, die beide an einem Seil hingen. Fuhr der eine hinab, ging der andere nach oben. Zudem gab es einen Zugangsschacht zur Grube mit Leitern und einen Versorgungsschacht für Luft, Wasser, Strom und Dampf für die Pumpen.
Die Rekonstruktion macht auch Details sichtbar, etwa die Krallen an den Förderkörben, die bei einem Seilriss verhindern sollten, das diese in die Tiefe stürzen. Drei große Informationstafeln zur Geschichte der Grube, der Fördermethode sowie der Entdeckung, Bergung und Restaurierung der Förderkörbe runden das Projekt ab. Kleines Detail am Rande. Auf dem Dach befindet sich ein Christbaumständer, falls doch mal wieder ein Barbaramarkt im Advent zustande kommen sollte.
Insgesamt hat das Projekt 18 000 Euro an Materialkosten erfordert, von denen 10 000 Euro aus dem Regionalbudget gefördert wurden. Es ist damit auch das teuerste Einzelprojekt.
Schwedisches Spielcafé
Das nächste Ziel ist ein privates Projekt am Fußballplatz oberhalb von Dörnsteinbach. Hier sind Antje Brendow, Sandra Dürr, und Armin Wenz gerade dabei, das schwedische Ekolino-Spielcafé zu bauen, das im März eröffnet werden soll. Zu dem Café gehört ein großes Außengelände mit verschiedenen Spielmöglichkeiten, etwa einem Kletterpark oder ein kleines Spieldorf. Auch eine Aussichtsplattform steht bereits. »Von hier aus sieht man bis in den Taunus«, erläutert Armin Wenz.
Fertig ist auch der Naschgarten, in dem Obstbäume und Sträucher sowie zwei Kräuterbeete zum Naschen einladen sollen. Dieser Teil der Anlage, der etwa zehn Prozent des rund 8000 Quadratmeter großen Freigeländes umfasst, wurde aus dem Regionalbudget mit rund 6500 Euro gefördert. Dies sei für private Projekte möglich, sofern sie einen öffentlichen Nutzen haben, erklärt Christopher Batria. In diesem Fall könne der Naschgarten auch von Spaziergängern und Wanderern genutzt werden. Er sei nicht abgeschlossen. Allerdings haben sich die drei sputen müssen, um das Projekt rechtzeitig fertig zu bekommen, denn bis Ende September mussten alle Projekte abgeschlossen sein, damit sie in den Anspruch der Zuschüsse kommen konnten. »Das war recht sportlich«, sagt Antje Brendow. Es wurden auch drei Obstbäume - Apfel, Birne und Mirabelle - gepflanzt, erzählt Armin Wenz. Normalerweise würde eine Neuanpflanzung bei Obstbäumen erst im Oktober oder November erfolgen, daher mussten spezielle Baumarten gefunden werden, damit man rechtzeitig abrechnen konnte.
Projekt wird verlängert
Im kommenden Jahr stehen weitere 100 000 Euro für Projekte im Bereich der Kommunale Allianz Kahlgrund-Spessart zur Verfügung, zu der neben Schöllkrippen und Mömbris noch die Gemeinden Blankenbach, Geiselbach, Kleinkahl, Krombach, Sailauf, Sommerkahl, Westerngrund und Wiesen gehören. Die Bewerbungsunterlagen werden voraussichtlich Anfang 2021 auf der Homepage der Kommunalen Allianz veröffentlicht. Christopher Batria hatte zudem gute Nachrichten. Es könnte sein, dass das Projekt Regionalbudget, das zunächst auf zwei Jahre angelegt war, um weitere zwei Jahre verlängert wird.


26.11.2020
mehr unter www.main-echo.de
Schließen Drucken Nach Oben