Von der Vesperkneipe zur Sportsbar
Main-Echo Pressespiegel

Von der Vesperkneipe zur Sportsbar

Gastronomie: Aus der traditionsreichen »Käslies« in Kleinkahl ist die »Samalubar« geworden - Billard, Darts und mehr - Schankraum unverändert
KLEINKAHL  Von un­se­rem Re­dak­teur JO­SEF PÖM­MERLVom Ve­s­per­lo­kal zur Sports­bar: Die frühe­re »Käs­lies«, ein Tra­di­ti­ons­lo­kal in Klein­kahl, ist seit Ok­tober ge­sch­los­sen. Seit ver­gan­ge­nem Sams­tag hat es als »Sa­malu­bar« wie­der ge­öff­net.
Rund 140 Jahr existierte die »Käslies« im Kleinkahler Ortsteil Großlaudenbach, die durch ihren selbstgemachten Handkäse mit Musik und Kochkäse berühmt wurde. Adolf Fleckenstein und seine Frau Elisabeth, die »Lies«, hatten das Gasthaus erbaut, um ihr bäuerliches Einkommen zu verbessern. Es war eine Vesperkneipe für Einheimische. »Handkäs mit Musik«, Apfelwein für sechs und Schnaps für drei Pfennige machten es jedoch schon vor dem Ersten Weltkrieg auch bei Ausflüglern beliebt.
Karl Fleckenstein (gestorben 1967) und seine Frau Anna (gestorben 1949) waren die nächste Wirtsleut-Generation. Ihr Sohn Franz, der 1948 aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrte, führte das Haus dann mit seiner Frau Agnes bis kurz vor seinem Tod 1954 weiter.
Der Käs reifte auf dem Ofen
Mitte der 1950er-Jahre ist die »Käslies« völlig umgebaut und von Agnes Fleckenstein noch bis 1989 weiterbetrieben worden. Bürgermeisterin Angelika Krebs erinnert sich noch, wie sie als Kind einmal in der Gaststube stand. Diese bestand aus zwei Räumen und in einem stand ein großer Kachelofen. Darauf lag der berühmte Handkäse zum Reifen.
Unter Agnes Fleckenstein wurde das Lokal als Ausflugs-Gaststätte erst richtig bekannt. Sonntags war manchmal die gesamte Laudenbacher Straße zugeparkt. Bürgermeisterin Krebs, die als junges Mädchen hier auch bedient hat, erzählt, dass manchmal ganze Busladungen mit Richtern oder Polizisten aus Frankfurt nach Kleinkahl kamen, um hier zu vespern. Dabei vertilgte mancher Gast drei Portionen Kochkäse und entsprechend viele Gläschen Schnaps, bevor es wieder zurückging.
1996 starb Agnes Fleckenstein. Danach stand das Anwesen mehrere Jahre leer, bis es 2001 die Familie Staab aus Großlaudenbach kaufte. Nun lebte die Tradition mit Handkäs und anderen Spezialitäten wieder auf, konnte jedoch nicht mehr an die großen Zeiten in den 1970er und 80er Jahren anknüpfen.
Im vergangenen Jahr verkauft
Im vergangenen Jahr hat Hubert Staab dann das Gebäude verkauft, weil es seinen Sohn, der die Gaststätte eigentlich weiterbetreiben sollte, ans Meer zog. Er lebt heute in Norddeutschland. Eine Zeitlang betrieb Hubert Staab das Lokal als Pächter weiter, doch seit rund einem halben Jahr war die »Käslies« geschlossen. Jetzt ist neues Leben eingekehrt. Sascha Hitzemann hat am vergangenen Samstag seine Sportsbar »Samalubar« eröffnet.
Der Name ist eine Kombination aus seinem Vornamen, dem seiner Mutter Marion und seines Partners Luca, die ihm dabei helfen. Mit der Bar betritt Hitzemann neuen Boden. Bislang betrieb er den Dorfladen im Gelnhäuser Stadtteil Hailer, den er allerdings Mitte April schließen wird.
Hitzemann: »In die Gastronomie wollte ich schon vor Corona. Dann kam Corona, und jetzt ist Corona vorbei.« Daher habe er sich Ende 2022 auf die Suche gemacht und ist in Kleinkahl fündig geworden. Eine Sportsbar wollte er deshalb machen, weil »wenn ich Billard oder Darts spielen will, immer alles voll ist«. Und in dieser Gegend gibt es überhaupt nichts Derartiges.
Sportübertragungen
Daher stehen jetzt in der Käslies je zwei Billardtische und Dartsautomaten, zudem weitere Spielgeräte. Etwa ein elektronischer Spieltisch, auf dem fast 150 verschiedene Computerspiele alleine oder zu mehreren gespielt werden können. Zudem werden größere Sportveranstaltungen live gezeigt, wie am vergangenen Sonntag das Spiel von Eintracht Frankfurt gegen Wolfsburg.
Ansonsten ist der Schankraum unverändert geblieben. Er liebt diesen Flair, sagt Hitzemann. Die Karte besteht weitgehend aus Getränken, die Speisenauswahl beschränkt sich auf Kleinigkeiten.
Die Resonanz der ersten beiden Öffnungstage habe ihm bislang recht gegeben, sagt Hitzemann. »Es war voll und lang«, beschreibt er den Eröffnungstag. Das Publikum sei bunt gemischt gewesen durch alle Generationen. Und am Sonntag bei der Fußballübertragung wurde es ebenfalls voll. Jetzt hofft er natürlich, dass es so bleibt. An fünf Tagen in der Woche hat er offen: Montag und Dienstag ist Ruhetag.
Den beliebten Kochkäse der Agnes Fleckenstein gibt es allerdings nicht mehr in der früheren »Käslies«. Es gibt ihn jedoch weiterhin zu kaufen, denn der Dorfladen in Kleinkahl stellt ihn jetzt selber her. »Das Rezept ist im Dorf bekannt«, erklärt Bürgermeisterin Krebs: »Ich könnte ihn auch zubereiten.«
Von der jetzigen Bar erhofft sich die Bürgermeisterin, dass damit neues Leben in Kleinkahl einzieht. Krebs: »Ich wünsche mir sehr, dass es klappt und vor allem die jungen Leute wieder einen Treffpunkt im Ort haben.«



10.03.2023
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